
Historische Ansicht von Kammweg und Helenenweg
Bevor es Autos, Lastwagen und Eisenbahnen gab, reisten die Menschen mit Pferd und Wagen. Auch die Lebensmittel und Handelswaren mussten auf diese Weise transportiert werden. Die Straßen bestanden aus bloßer Erde, ganz selten einmal waren sie mit Kopfsteinpflaster gedeckt. Das machte das Reisen beschwerlich, und es dauerte lange.
Wie beschwerlich muss es für Pferde und Menschen gewesen sein, mit den ungefederten Wagen hier heraufzurumpeln. Wie viele blaue Flecken waren da am Abend zu beklagen.

Denkmal des Fürsten Ludwig Friedrich II. (Löwenbank), Lithographie von Droeße um 1830
Die Worte „Dem Andenken unseres guten Fürsten Ludwig Friedrich gewidmet“ standen einstmals auf der Rückenlehne der Bank.
Diese Bank ist nicht nur ein Platz zum Ausruhen, sie ist auch ein Denkmal. Es soll uns an einen ganz besonderen Fürsten erinnern, der auf der Heidecksburg lebte: Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt (1767-1807). Er war ein Regent, der die Kunst liebte und viel zur Verschönerung des Hains beitrug. Er achtete die Menschen und war um das Wohlergehen seiner Untertanen bemüht. Die Rudolstädter Bürger ließen ihm zu Ehren von 1809 bis 1813 diese Aussichtsbank erbauen.
Sie ist aus Marmor gefertigt, der im 26 km entfernten Döschnitz aus dem Berg geschlagen wurde. Auf Pferdekarren wurden die Steine hierher gebracht.
Die Löwenbank ist das einzige noch erhaltene historische Bauwerk im Hain. Ihr Name gibt uns heute Rätsel auf: Die beiden Löwenbeine mit mächtigen Tatzen, die Ihr auf dem Bild noch sehen könnt, sind verschwunden.
Von hier aus blickt man über die Dr. Wilhelm-Külz-Straße und die Saale hinweg zur großen Wiese, darüber erheben sich der Kegel des Mühlberges und die Preilipper Kuppe.
Vor Euch liegt eine merkwürdige Grube. Sie ist nicht wie die anderen Gräben, die den Hain durchziehen, denn auf der linken Seite befindet sich eine Wand. Es ist keine Falle, denn das andere Ende ist offen. Sie ist eben, 70 m lang und 10 m breit und höchstwahrscheinlich nicht auf natürliche Weise entstanden. Heute weiß niemand mehr, wozu dieser Platz genutzt wurde.
Er erinnert an einen Schießplatz. Und das ist die wahrscheinlichste Erklärung: Förster und Jäger schießen zu Beginn der Jagdsaison ihre Gewehre ein, und das könnte hier geschehen sein. Sie standen rechts und schossen auf Zielscheiben am anderen Ende. Der steile Abschluss könnte als Fangwand für die Kugeln gedient haben.
Backofen
Der Backofen mit Sitzbank als idyllische Anlage, Aquarell
Eine ganz frühe Zeichnung von Fürst Ludwig Friedrich II. (der von der Löwenbank) zeigt ein kleines Tor, das wie ein Bilderrahmen für einen Baum und ein kleines Gebäude in der Landschaft steht. Später gab es eine neue Idee, und es wurde ein überdachter Sitzplatz daraus. Die Rudolstädter nannten ihn „Backofen“, wahrscheinlich weil er sie an einen solchen erinnerte. In einem Schüleraufsatz um 1815 wird dieser Name zum ersten Mal erwähnt (bedenkt also Eure große Verantwortung beim Schreiben Eurer Aufsätze!).
Ihr steht hier auf einer Bergkuppe, der höchsten Stelle im Vorderen Hain (343,7 m). Sie liegt 147 m über dem Marktplatz Rudolstadts.
Die Welt mit den Ohren entdecken: Das kannst Du hier tun! Die Stimmen der Vögel, das Rauschen der Bäume, das Pfeifen des Windes, das Knacken der Äste. Aber es ist nicht nur die Natur, die uns hier begegnet. Die nahe Stadt klingt leise zu uns herauf, vielleicht ein Auto, ein Rasenmäher, Musik.
Seid ganz leise.
Schließt die Augen.
Genießt die Stille.
Lauscht in den Wald.
Schnuppert mit der Nase.
Öffnet die Augen und schaut.
Neues Leben
Schau Dich genau um! Siehst Du die kleinen Bäume? Hier entsteht neuer Wald, ohne dass ihn jemand gepflanzt hat. Aus dem Samen, den ein Baum abwirft, wächst eine neue Generation heran. Ist es nicht erstaunlich, was aus so einem winzigen Samenkorn entsteht?
An dieser Stelle könnt Ihr den Weg noch ein wenig ausweiten: Ein 1 km langer, zusätzlicher Rundweg führt Euch vorbei am ehemaligen Standort der Alten Eiche zur Himmelsleiter, zum Röhrenweg mit seiner kleinen Kapelle oberhalb des Mörlagrabens und zum ehemaligen Standort des Tiroler Hauses. Dort trifft dieser Abzweig dann wieder auf den Erlebnispfad. Seid gewarnt: Diese Strecke ist wegen ihrer Steigung und ihrer vielen Treppen anstrengend zu laufen.
Wenn Ihr den Abzweig nicht nehmen möchtet, folgt einfach dem Weg weiter geradeaus.

Die Alte Eiche, Aquarell
Manch ein alter Baum ist unglaublich zäh und treibt immer noch Blätter, selbst wenn er schon hohl und auseinander gebrochen ist. So war es bei der „Alten Eiche“, die hier stand.
Um 1900 legten Baumfrevler Feuer in dem alten Baum, doch die eilends herbeigeeilte Feuerspritze der Heidecksburg bewahrte ihn davor, vollständig zu verbrennen. Die Rudolstädter waren entsetzt über das Schicksal ihrer geliebten Alten Eiche. Sie war nun so ramponiert, dass sie mit Steinen und Zement ausgefüllt und mit starken Seilen und Eisenringen zusammengehalten werden musste.
Um 1945 legte wieder jemand Feuer, danach konnte der Baum, der vielleicht älter war als die ältesten Teile der Heidecksburg, nur noch gefällt werden.
Von hier aus führt eine 203 Meter lange, steile Treppe 63 Höhenmeter hinunter ins Tal, in den Mörlagraben - beeindruckende 336 Stufen. Betrachtet man sie von unten, wird schnell klar, warum sie „Himmelsleiter“ genannt wird. Zudem führt die Treppe zum Berggarten der Rudolstädter Familie Himmelreich. Von hier aus könnt Ihr die Himmelsleiter 195 Stufen hinunter gehen zu einer kleinen Kapelle, die gar keine ist. Dort erfahrt Ihr auch, wie das Schloss mit Wasser vorsorgt wurde.
Kommt anschließend wieder an diese Stelle zurück, von hier aus führt der Erlebnispfad dann weiter den Berg hinauf.
Die Mörlaer und die Eichfelder Wasserleitung

Es gibt keine Karte, auf der die Wasserleitungen eingezeichnet sind. Hier der Versuch, ihren Verlauf um 1717 zu beschreiben. Er erklärt auch, warum der Röhrenweg hier einen „Sprung“ macht: Es sind zwei unabhängige Wasserleitungen, die sich hier trafen.
Mit dieser Wasserleitung gab es immer wieder Ärger. Da Mörla damals Ausland war, also gar nicht zur Grafschaft Schwarzburg gehörte, sondern zum Haus Reuß-Plauen, stritten sich die Herren auf der Heidecksburg und die Einwohner von Mörla immer wieder. Die Leitung wurde oft zerstört oder verunreinigt.
Darum baute man ab 1671 eine zweite Leitung von der Pörzquelle zwischen Schaala und Eichfeld zum Schloss. Ihr Bau war sehr schwierig und erst 1717 wirklich funktionstüchtig. Hier an der Himmelsleiter kam sie über eine hölzerne Bogenbrücke über den Mörlagraben steil nach oben und bog dann in den Röhrenweg Richtung Schloss ein. Um beide Leitungen reparieren zu können, verliefen Wege neben ihnen entlang, die bald auch als praktischer Fußweg von der Bevölkerung benutzt wurden. Heute gibt es hier keine Wasserleitungen mehr. Aber die Wege sind erhalten, und der Name „Röhrenweg“ erinnert an die hölzernen Wasserröhren, die hier verliefen.
Das Röhrenhaus

Kapelle (Einsiedelei) am Röhrenweg, Fürstin Caroline Louise um 1815

„Die Capelle im Mörla Thale“, Ölgemälde von Ernst Kaemmerer 1800
Dieses wohl 1717 erbaute Röhrenhaus wurde im Laufe der Zeit immer wieder verändert und erhielt die Form einer kleinen Kapelle. Im Jahre 1800 ließ Fürst Ludwig Friedrich II. „das Röhrenhäußchen in eine Eremitage verwandeln“. Sogar ein Bildnis des Bischofs Martin von Tours (St. Martin) soll darin gestanden haben, und manch einer pilgerte hierher. Damals liebte man gefühlvolle Stimmungsbilder, die die Landschaft wie ein Gemälde aussehen ließen.
Der Anblick einer kleinen Kapelle im Wald versetzte die Spaziergänger in eine andächtige Stimmung. Hier konnten sie über ihr Leben nachdenken, die schönen und die schwierigen Dinge, konnten Dankbarkeit empfinden oder beten. Wenn sie das Bild des Heiligen Martin sahen, wurden sie daran erinnert, ihren Besitz mit den Bedürftigen zu teilen.